Das unten eingebundene Feature wurde eigentlich für einen öffentlich-rechtlichen Sender produziert, aber als „zu religionskritisch“ abgelehnt. Das ist so bedauerlich wie typisch für unseren Staatsfunk mit Kirchenbeteiligung. Das Feature ist durch und durch hörenswert.
Mission bizarr: Zweck heiligt Mittel?
Oft verblüfft mich die schiere Blödheit der Argumente, mit denen vor allem amerikanische Kreationisten sich für ihre Form des fundamentalistischen Christentums und gegen jede Aufklärung und wissenschaftliche Erkenntnis einsetzen. Ich staune dann und frage mich, ob die ihren Kram wirklich selbst glauben. Können Menschen, intelligente Produkte eines über Millionen Jahre laufenden evolutionären Prozesses, wirklich so dumm sein?
Da ist es schon fast eine Erleichterung, wenn man über Dinge stolpert, die klar zeigen, dass dem nicht so ist. Manchmal sind diese Missionare einfach nur skrupellos und bereit, jeden Mist zu verzapfen, solange er nur ihrer Sache dient.
Im folgenden Video wird ernsthaft behauptet, die Tatsache, dass aus der (Bio-) Masse der Millionen von Gläsern Erdnussbutter keine neue Lebensformen entstünden, widerlege das Prinzip der Evolution. Willkommen im christlichen Gagaland:
Erdnussbutter als Ursuppe des Lebens?
Das Zeug schmeckt noch nicht mal.
Und nein, das Ganze ist leider kein Scherz, keine Parodie.
Der Clip stammt aus „A Question of Origins“, einer 1998 produzierten kreationistischen „Dokumentation“. Das Machwerk wird bis heute verkauft, in acht Sprachversionen.
Wenn man sich das Video ansieht, kommt man zu dem Schluss, dass hier der missionierende Zweck die Mittel heiligt. Es ist den Verbreitern dieser „Informationen“ offensichtlich völlig egal, dass diese total schwachsinnig sind. Hauptsache, die missionarische Botschaft bleibt kleben. Was bei Erdnussbutter ja nicht unwahrscheinlich wäre.
Humanismus: Haben und Sein
Mitunter finde ich es ermüdend, über Humanismus und Atheismus zu lesen, schreiben, reden, diskutieren. Zu oft habe ich das Gefühl, ich müsste eine Form von Mangel rechtfertigen. Der Religiöse ist etwas, der Humanist nicht. Der Gläubige hat etwas, der Atheist nicht.
Es ist, als ginge es bei Humanisten oder Atheisten um ein Fehlen von Glaube, Religiösität, Werteorientierung oder Kultur. Entsprechend gerät die Argumentation vieler Humanisten zu oft verteidigend, aggressiv antireligiös, rechtfertigend oder besserwisserisch.
Wie unnötig das ist, zeigt in diesem Video der British Humanist Association souverän der Schauspieler und Autor Stephen Fry.
So muss das sein. Nicht nur gegen andere nörgeln und sich über den Gegensatz zu etwas definieren lassen, sondern demonstrieren und kommunizieren, was man ist und zu bieten hat: Ein reiches, reifes, einsichtsvolles, die Welt wirklich erklärendes und erschließendes, echte Toleranz und soziales Zusammenleben ermöglichendes Wertesystem, das den Blick auf die Realität nicht einengt, sondern erweitert.
Das ist das Gegenteil von Mangel, es ist erstrebenswert.
Esoterik trifft Religion: Schwappt die Nahtod-Welle nach Deutschland über?
Nahtod-Bücher kommen immer in Wellen, auch in Deutschland. Bestseller treten Trends los. Der US-Trend, den ich in dem heute Morgen bei SPIEGEL ONLINE erschienenen Artikel beschreibe, hält seit Ende 2010 an. In dieser Zeit sind in den USA mehrere Dutzend stark religiös geprägte Bücher erschienen, die sich äußerst gut verkauften. Zwei davon gehören zu den verkaufsstärksten Bestsellern der letzten Jahre – das aktuellste erschien am Montag auch in deutscher Sprache.
Ich hatte es vorab bekommen und gelesen. „Der Beweis für den Himmel: Die Reise eines Neurochirurgen ins Leben nach dem Tod“ ist ein bierernst gemeintes Stück Missionierungs-Literatur. Ein vom Feuereifer eines frisch religiös Erweckten getragener Lobgesang.
Irritierend finde ich, mit was für einem naiv-glühenden Glaubenseifer diese Dinger daherkommen. Das hat mit einer „Auseinandersetzung“ mit dem Thema aber auch gar nichts zu tun: Es ist pure Missionierung aus evangelikaler Ecke. Und Nahtod ist ein Thema, das immer für Aufmerksamkeit gut ist.
Kritik bekommt der aktuelle Buch-Star Eben Alexander in den Staaten darum sowohl aus wissenschaftlicher Ecke, als auch seitens der offiziellen Kirchen. Begeisterungsstürme erntet er dagegen auf Lesereise durch Amerikas fundamentalchristliche Gemeinden. Das ist unheimlich, finde ich: das sind Leute, die am liebsten die Aufklärung zurücknehmen würden. Bisher war man hierzulande ziemlich resistent gegen diese Form des Christentums.
Anders in den USA. Eben Alexanders bisherige Buch-Bilanz: Elf Wochen auf dem ersten, sieben Wochen auf dem zweiten und eine Woche auf dem dritten Platz der New-York-Times-Bestsellerliste (Stand 7. März, Sachbuch). In Deutschland stieg das Buch am Erstverkaufstag bei Amazon auf Platz 421 ein, fällt seitdem aber, weil Amazon nicht genügend Bücher vorgeordert hatte: Das ist oft so, weil der Buchversender da erst auf das Beststellverhalten seiner Kunden reagiert. Wie sich der Esoterik-Schinken hierzulande verkauft, wird man deshalb erst in ein, zwei Wochen abschätzen können, wenn der Verkauf ernsthaft anläuft.