Elektronische Musik ist eigentlich nicht mein Ding. Die große Ausnahme ist Björk, die ich schon zu ihren punkigen Zeiten in den 80ern auf dem Radar hatte und schwer cool fand. Was sie dann allerdings nach ihrer Karriere mit den Sugarcubes vom Stapel ließ, haute mich regelrecht um: Das war komplett unerwartet, herrlich schräg und extrem kreativ.
„Debut“, 1993 erschienen, ist dabei aus persönlichen Gründen noch immer mein Lieblingsalbum, sehr dicht gefolgt vom eigentlich weit vielfältigeren, poetischen Album „Post“ (1995) – es markiert meiner Meinung nach bis heute den Höhepunkt ihres Schaffens. Klar, es waren die Alben, mit denen Björk wirklich überraschen konnte. Danach erwartete man von ihr immer Schrägeres und ihre damit einhergehende, schrill-überzogene Selbstinszenierung, alles andere hätte enttäuscht.
Dabei fasziniert sie niemals mehr, als wenn sie sich rau und brüchig zeigt – so wie in Lars von Triers düsterem Musical „Dancer in the Dark“ (2000), wo sie als Schauspielerin und Sängerin brilliert: In Cannes gewann sie die Goldene Palme mit der Rolle, dazu den Europäischen Schauspielpreis und zwei Golden Globes (für die Rolle und den besten Filmsong), bei den Oscars reichte es „nur“ für eine Nominierung für den besten Filmsong.
Hier ist er.
Der Film ist starker Tabak, aber echt sehenswert. Mir fällt kein anderes Musical ein, über das ich das sagen würde.
Ursprünglich noch 2020, nun erst nächstes Jahr soll ein weiteres Remake im Blockbuster-Format in die Kinos kommen: King Kong gegen Godzilla. Klingt beknackt, wird aber, wenn man den ersten Trailern vertrauen kann, ein weiteres „Städte in Schutt und Asche“-Machwerk allererster Qualität, frei von Sinn, aber angereichert mit irgendwelchem Tiefere-Moral-Schmonzes. Und natürlich Mega-bombastisch, Popcorn-kompatibel usw.
Das Drehbuch steht schon fest: Es ist seit Anfang der 50er-Jahre immer dasselbe. Monster kommt, legt Land in Schutt und Asche, Monster geht. Die Drehbuchvariante 2 wurde schon 1955, ein Jahr nach dem ersten Film, erstmals verfilmt: Monster 1 kommt, legt Land in Schutt und Asche, Monster 2 kommt und haut Monster 1 auf die Glocke, wobei beide gemeinsam das Land in Schutt und Asche legen, Monster geht.
Das hat für bisher drei Dutzend Filme gereicht.
Seit Roland Emmerich Godzilla 1998 eine Green Card besorgt hat, ist die Echse Amerikaner. Die Japaner halten noch dagegen, doch ihre alle paar Jahre veröffentlichten, eher Kinder-kompatiblen Schutt-und-Asche-Monsterfilme können mit dem, was Hollywood uns liefert, nicht wirklich mithalten. Was Schutt angeht, ist das US-Blockbusterkino nicht zu schlagen.
Es soll Leute geben, die das cool finden. Ich gehöre nicht dazu. Ich mag Filme, die mehr als Bumm bieten. Avengers, die US-Godzilla-Filme und all dieser Kram, in dem mit immer unwahrscheinlicheren Action-Käse eine immer noch größere Bedrohung bekämpft wird, ist für mich die blanke, hirnlose Langeweile. Um noch eine Steigerung der letzten Gigantomanien und einen Ansatz an emotional berührender Handlung hinzubekommen, setzte der letzte Avengers-Film sage und schreibe auf die Auslöschung der Hälfte des Lebens im gesamten Universum. Das muss man mal sacken lassen: 3,5 Milliarden Tote auf der Erde hätten da nicht gereicht, es musste dann doch noch etwas mehr sein. Billiarden, Quadrilliarden, Fantastilliarden. Doofer geht’s kaum noch.
Was eine perfekte Überleitung zu Godzilla ist. Der erste Film von 1954 hatte noch eine unterliegende Idee, die auch politisch Kritik äußerte. Danach wurde die Filmreihe ein Spektakel – und auf erfrischend hirnlose Weise amüsant. Doof auf eine schöne Art. King Kong gegen Godzilla wurde 1962 erstmals verfilmt. Es ist mein Lieblingsfilm der Reihe, vor allem wegen solcher Szenen (hier leider ohne Ton):
Gedreht wurden diese Schinken innerhalb weniger Wochen, wie am Fließband, einer nach dem anderen. Zum King-Kong-Flick kam es, weil jemand aus dem Team in der Kostümkammer ein altes Affenkostüm gefunden hatte. Die paar Mottenlöcher in der alten Requisite fielen kaum auf: Hey, super, dachten sich die Macher um Godzilla-Vater Ishiro Honda, machen wir doch einen King-Kong-Film!
Den kann ich mir auch heute noch mit breitem Grinsen ansehen. Ganz ehrlich, so im direkten Vergleich: was macht mehr Spaß? Digital-Monster oder von Motten angefressene Karnevals-Witzbolde, die sich mit Pappfelsen bewerfen? Ich werde unserem lokalen Kleinkino hier vorschlagen, zum Kinostart des neuen Monster-Massakers stattdessen das Original zu zeigen.
Geoffrey Bayldon (7. Januar 1924 – 10. Mai 2017), ein Held meiner Kindheit, ist im sagenhaften Alter von 93 Jahren verstorben: Die Nachricht ging erst heute rum. Nicht, dass man sie bemerkt hätte, wenn nicht auch der Name seines Aler Egos, mit dem er in Deutschland berühmt wurde, genannt worden wäre: Catweazle.
Die Kinder-Comedy-Serie der Früh-Siebziger war für die meisten von uns die einzige Gelegenheit, Bayldon in Aktion wahrzunehmen. In England war er präsenter, spielte in weiteren Kinderserien, zahlreiche Nebenrollen in Filmen, vor allem aber auf der Bühne – als Catweazle wurde er gecastet, weil er es als Shakespeare-Darsteller gewohnt war, sich verschroben-altertümlich auszudrücken.
Die ansonsten berühmteste Figur, die er in einem Film verkörperte, war im übrigen die des Waffen-Experten Q in der zweiten (von insgesamt drei) „Casino Royal“-Verfilmungen (1967, mit David Niven als Bond). Den Film haben selbst Bond-Fans nicht auf dem Radar, weil er „inoffiziell“ war: Casino Royal wurde außerhalb der „offiziellen“ Filmreihe verfilmt, weil es deren Produzenten nicht gelungen war, sich die Rechte an dem Buch zu sichern. Angelegt war er als Parodie der Bondschen‘ Ballerorgien. Die Zuschauer fanden leider das herkömmliche Bond-Blutbad lustiger.
Sport und Entertainment, glauben manche, sollten frei von Politik sein. Man reduziert sie damit auf ein nur vermeintlich apolitisches „Brot und Spiele“, auf Massen-Bespaßung, die gern auch ablenken darf von den finsteren Dingen. Schon die Nazis wussten, wie viel das wert ist – und förderten und finanzierten das ablenkende Spektakel nach Kräften. Sie hatten verstanden, dass ein Schweigen der Multiplikatoren wie Propaganda für die wirkt, die man unwidersprochen laut sein lässt.
Wie das besser geht, zeigte Meryl Streep bei den Golden Globes 2017. Die sind einer dieser Events, mit denen sich die Entertainment-Industrie selbst feiert. Normalerweise prallvoll mit cool, love, love you all, great, super, spitze, toll.
Dieses Jahr war das anders: Nicht nur Streep nutzte diesmal die große Bühne (zumindest Teile der Show erreichen jedes Jahr mehrere Hundert Millionen Menschen ), um politisch Farbe zu bekennen, indem sie Anstand, Würde und Werte beschwor. Und sich klar gegen das Gegenteil positionierte, verkörpert durch Donald Trump.
Zurzeit geht ein 45-Sekunden-Zusammenschnitt ihrer deutlichsten Statements „viral“, vor allem bei Facebook. Ich finde, solche Sachen sollte man nicht aus ihrem Kontext reißen: Es lohnt sich, sich die ganze Rede anzuhören. Mehr Rückgrad sieht man auf solchen Promi-Parties selten. Siehe oben.