My Playlist XXIX: Fink

Fink ist eine Gruppe, die ich gern beim Schreiben höre: Die Musik ist tief und inspirierend, funktioniert aber auch leise, wenn ich mich selbst nicht ablenken will. Heute fiel mir auf, dass

a) mein Lieblingsalbum Perfect Darkness gerade sage und schreibe schon 10 Jahre alt geworden ist und

b) Fink noch in dieser Woche ein neues Album auf den Markt bringen werden: eine Art neu eingespieltes Best Of, dem sie den Titel „IIUII“ gegeben haben – „it isn’t until it is“.

Rein vom Typografischen her gedacht ist das der Stoff, aus dem die T-Shirts sind. Aber Spaß beiseite: Was ich an Fink liebe ist das Percusive: es gibt Songs, die komplett ohne Chords auskommen, in denen die Rythmusgitarre reduziert ist auf das Hammering einzelner Lautfolgen, und Sänger Finian Paul Greenall singt dagegen an. Das ist oft total relaxed und hat doch innere Spannung. Ich finde es echt schwer, davon nicht gefangen zu werden.

Live zeigt er, dass das kein Gimmick ist, sondern aus dem Gefühl heraus Stimmung macht:

„Perfect Darkness“ ist mein persönlicher Lieblingssong, weit bekannter ist allerdings das mesmerisierende „Warm Shadow“, das vielen Fans von „The Walking Dead“ im Ohr hängen blieb: Das Lied war der „End-Song“ der S3-E13-Folge „Arrow on the Doorpost“, die 2013 erstmals gezeigt wurde. Dass Fink danach als „die Gruppe, die einen Song bei Walking Dead hatten“ verbucht wurde, haben sie nicht verdient. Zum einen, weil einem ihre Musik überall begegnet, wo man sie nicht erwartet. Zum anderen, weil sie am stärksten ist, wenn sie für sich steht, man sie bewusst genießt. Man muss nicht laut sein, um Eindruck zu hinterlassen.

Kleiner Fun-Fact am Rande: Der Typ am Bass ist der Sohn von Roger Whittaker. Sachen gibt’s.

Kreidler Florett: Meine Erste

Letzte Woche lief ich durch Trier, und was entdecke ich da als Deko im Schaufenster eines Friseurs? Eine Kreidler Florett, sehr nah dran an meinem ersten „Hobel“.

Copyright: F. Patalong

 

1979 stieg ich vom Mofa auf Mockick um, mit so einer Kreidler. Hatte mir ein Bergmann, der damit seit 1958 zur Arbeit gefahren war, für 50 Mark abgetreten. Sie war fünf Jahre älter als ich.

Wie die meisten Kreidler verstand auch meine die Geschwindigkeitsvorgabe von 40 km/h entweder nur als unverbindlichen Vorschlag oder als Meilenangabe: Die alte Karre zog locker 75 km/h, was mir allerdings keinerlei Respekt einbrachte. Denn erstens waren die Kreidler RMC, die viele meiner Freunde fuhren, erheblich schneller und zweitens auch erheblich schicker. Ich reagierte darauf mit Trotz und fuhr in der kälteren Jahreszeit mit einem langen, grauen Regenmantel – meine Kreidler und ich sahen dann so aus, als kämen wir schnurstracks aus den 50ern.

Doch die Charakterstärke hielt nicht an. Eine Saison und vier Wochen Ferienarbeit später saß dann auch ich auf einer RMC der Marke „fliegender Rasenmäher“. Dass ich die alte Kreidler verkaufte, hat mir der Bergmann nie verziehen. In Rückschau muss ich sagen: ich auch nicht, es war eine der dümmsten Entscheidungen meiner Jugend.

Blockbuster: Kong, nicht King

Ursprünglich noch 2020, nun erst nächstes Jahr soll ein weiteres Remake im Blockbuster-Format in die Kinos kommen: King Kong gegen Godzilla. Klingt beknackt, wird aber, wenn man den ersten Trailern vertrauen kann, ein weiteres „Städte in Schutt und Asche“-Machwerk allererster Qualität, frei von Sinn, aber angereichert mit irgendwelchem Tiefere-Moral-Schmonzes. Und natürlich Mega-bombastisch, Popcorn-kompatibel usw.

Das Drehbuch steht schon fest: Es ist seit Anfang der 50er-Jahre immer dasselbe. Monster kommt, legt Land in Schutt und Asche, Monster geht. Die Drehbuchvariante 2 wurde schon 1955, ein Jahr nach dem ersten Film, erstmals verfilmt: Monster 1 kommt, legt Land in Schutt und Asche, Monster 2 kommt und haut Monster 1 auf die Glocke, wobei beide gemeinsam das Land in Schutt und Asche legen, Monster geht.

Das hat für bisher drei Dutzend Filme gereicht.

Seit Roland Emmerich Godzilla 1998 eine Green Card besorgt hat, ist die Echse Amerikaner. Die Japaner halten noch dagegen, doch ihre alle paar Jahre veröffentlichten, eher Kinder-kompatiblen Schutt-und-Asche-Monsterfilme können mit dem, was Hollywood uns liefert, nicht wirklich mithalten. Was Schutt angeht, ist das US-Blockbusterkino nicht zu schlagen.

Es soll Leute geben, die das cool finden. Ich gehöre nicht dazu. Ich mag Filme, die mehr als Bumm bieten. Avengers, die US-Godzilla-Filme und all dieser Kram, in dem mit immer unwahrscheinlicheren Action-Käse eine immer noch größere Bedrohung bekämpft wird, ist für mich die blanke, hirnlose Langeweile.  Um noch eine Steigerung der letzten Gigantomanien und einen Ansatz an emotional berührender Handlung hinzubekommen, setzte der letzte Avengers-Film sage und schreibe auf die Auslöschung der Hälfte des Lebens im gesamten Universum. Das muss man mal sacken lassen: 3,5 Milliarden Tote auf der Erde hätten da nicht gereicht, es musste dann doch noch etwas mehr sein. Billiarden, Quadrilliarden, Fantastilliarden. Doofer geht’s kaum noch.

Was eine perfekte Überleitung zu Godzilla ist. Der erste Film von 1954 hatte noch eine unterliegende Idee, die auch politisch Kritik äußerte. Danach wurde die Filmreihe ein Spektakel – und auf erfrischend hirnlose Weise amüsant. Doof auf eine schöne Art. King Kong gegen Godzilla wurde 1962 erstmals verfilmt. Es ist mein Lieblingsfilm der Reihe, vor allem wegen solcher Szenen (hier leider ohne Ton):

Gedreht wurden diese Schinken innerhalb weniger Wochen, wie am Fließband, einer nach dem anderen. Zum King-Kong-Flick kam es, weil jemand aus dem Team in der Kostümkammer ein altes Affenkostüm gefunden hatte. Die paar Mottenlöcher in der alten Requisite fielen kaum auf: Hey, super, dachten sich die Macher um Godzilla-Vater Ishiro Honda, machen wir doch einen King-Kong-Film!

Den kann ich mir auch heute noch mit breitem Grinsen ansehen. Ganz ehrlich, so im direkten Vergleich: was macht mehr Spaß? Digital-Monster oder von Motten angefressene Karnevals-Witzbolde, die sich mit Pappfelsen bewerfen? Ich werde unserem lokalen Kleinkino hier vorschlagen, zum Kinostart des neuen Monster-Massakers stattdessen das Original zu zeigen.

Showdown!

My Playlist XXV: Kleine Kraftquelle

Ich oute mich mal als Alteisen: Ich gehöre zu den Leuten, die sich echt darüber freuen können, dass Pearl Jam heute, am 27. März 2020, ihr erstes Studioalbum seit sieben Jahren auf den Markt gebracht haben.

Ich weiß: „Relevant“ war die Band vor 30 Jahren (was auch immer das heißen mag). Für mich sind sie aber immer relevant geblieben, und auch das neue Album wird im Regal landen, was bei mir als Streaming-Fan inzwischen echt selten ist.

Was das neue Album bietet, ist vor allem viel Vertrautes: PJ-typische Shouter, Akkustik-Gitarre-Balladen und jede Menge Rock mit Drive, der nach vorn treibt. Ein, zwei Experimente sind auch noch drin, worüber nicht alle Alt-Fans glücklich sind (ich finde es gut).

Das beste aber ist, dass man über all das nicht viel schreiben muss. Wen es interessiert, der/die kann sich selbst ein Urteil bilden: Pearl Jam haben das komplette Album über Spotify freigegeben – und auch via Youtube:

Ich finde, das treibt ganz hübsch. Gut in Zeiten, in denen einem die Welt so gelähmt vorkommt.