Avatar, Avengers und Co.: Zum Glück schön schlecht

Es gibt eine ganze Menge Leute, die halten es für ein Qualitätsmerkmal, wenn ein Film schlechte Kritiken bekommt. Dazu gehört nicht nur der bekannte Till-Schweiger-Darsteller Till Schweiger (plant wahrscheinlich gerade „Sechsbeinwelpen“ und „Neunschwanzkatzen“), so denken massenhaft ganz normale Menschen.

Mein Freund Thomas ist so einer. Er hält Avatar für einen wirklich guten Film, und im ernst fällt es mir schwer, darüber zu streiten. Ich weiß, was er meint. Wenn ich allerdings als Journalist eine Kritik über Avatar verfassen würde, fiele die wohl reichlich durchwachsen aus. Denn in Sachen Handlung ist da ja nicht viel, was wir nicht schon in Disneys Pocahontas gesehen hätten, nur halt in Blau und 3D. Als Kritiker schreibt man da: „Action kann eine echte Handlung nicht ersetzen.“ Und Abziehbilder keine Personen.

Als Kinogänger weiß ich, dass das natürlich nicht ganz stimmt. Avatar ist, so wie nun Marvels Avengers, kein Film im cineastischen Sinne. Solche Filme sind Pop. Wir bierersten Deutschen vergessen das manchmal: Die Deaktivierung des Hirns fördert in solchen Fällen den Spaß an der Sache – so wie auf der Achterbahn. Eigentlich brauchen solche Blockbuster also eine eigene Kategorie, um angemessene Kritik ernten zu können. So wie man Oper nicht mit Rummelplatz vergleicht, sollte man aufhören, Avatar und Co. mit den Maßstäben des Kunstfilms zu bewerten.

Bei IMDB erntet Avengers gerade Top-Bewertungen. Ich werde mir die Kiste auch ansehen, ohne davon mehr zu erwarten als Spaß. Am besten jede Menge.

Die Handlung kenne ich ja jetzt schon, ohne Zusammenfassungen lesen zu müssen. Heldengeschichten sind Archetypen, die nur wenige Varianten haben. Treffen mehrere Helden aufeinander, dürfen wir erst den Clash der Alphatierchen erwarten, dann die interne krisenhafte Konfrontation, dann die übermächtige äußere Bedrohung, dann die große Solidarisierung und den Sieg im gemeinschaftlichen Kampf gegen den gemeinsamen Gegner. Was sonst?

Es ist genau das, was wir im Popcorn-und-Pilsken-Modus sehen wollen. Es ist ein Spektakel, gute Unterhaltung, „a good show“, wie der Angelsachse sagt. Cool. Mehr muss so was auch nicht sein.

Als Kritiker legt man andere Qualitätsmaßstäbe an einen Film. Man fragt sich: Sind außergewöhnliche Leistungen zu sehen? Schauspielerische, erzählerische, ästhetische? Entwickeln sich die Figuren, haben sie Tiefe, sind sie glaubhaft? Berührt die Geschichte, wirkt sie nach? Bei den meisten Blockbustern führt das zu einem Nullbefund, weil es einfach die falschen Maßstäbe sind.

Und dann wird die schlechte Kritik mitunter wirklich zum Qualitätsmerkmal. Zeit fürs Popcorn, war eine emsige Woche.