Hatte gerade Mittagspause. Im Gegensatz zu unseren derzeitigen Mitbewohnern: Einem Amselpärchen, das uns vor ein paar Wochen 5 Eier in ein Nest gelegt hat, das in nur 1,50 Meter Höhe im Efeu hängt, direkt an unserer Terrasse.
Ich bin mir nicht ganz sicher, ob das nun außerordentlich dämlich war oder ganz besonders klug. Wir kennen uns ja: SIE ist ein Vogel ohne jede Scheu. Wir können in einem Abstand von knapp einem Meter an ihr vorbeigehen, ohne dass sie scheut. Wenn Fiona im Garten arbeitet, sitzt sie manchmal hinter ihr und wartet darauf, dass bei der Buddelei Würmer abfallen.

Jetzt ist sie mit ihrer Brut quasi Untermieter, was nur insofern ein Problem ist, als dass dies natürlich auch für Sally, genannt Ming-Ming gilt – unsere Katze. Seit die Jungvögel geschlüpft sind, registriert die das emsige Treiben mit gelangweiltem, aber durchaus vorhandenem Interesse.
Das Resultat? Wir bewachen das Nest. Alle fünf Jungvögel sind geschlüpft und haben sich seitdem gefühlt alle zwei Tage in Sachen Gewicht und Größe verdoppelt. Wir rechnen mit 1,80 bis 2,90 Meter Flügelspannweite, wenn das so weiter geht.
Und Ming-Ming? Wird zur Stubenkatze. Hofgang nur unter Aufsicht und Nachts. Wir gehen davon aus, dass die Vögel sie dann nicht interessieren: Sie ist ein Mauser, kein Vogelmörder.
Wenn man so will, haben sich unsere Amseln also menschliche Bodyguards zugelegt. Hätten sie ihr Nest nicht auf unserer Terrasse, sondern irgendwo im Garten weit über Kopfhöhe installiert, wären sie wahrscheinlich weit gefährdeter gewesen – denn auch die Elstern und Eichelhäher kommen uns Zweibeinern nicht so nah.
Was bedeutet, dass sich die Amseln in aller Ruhe selbst bis zur Erschöpfung ausbeuten können. Ist schon echt spektakulär. Erinnert mich an früher. War ja irgendwie ähnlich.
