Letzte Woche lief ich durch Trier, und was entdecke ich da als Deko im Schaufenster eines Friseurs? Eine Kreidler Florett, sehr nah dran an meinem ersten „Hobel“.

1979 stieg ich vom Mofa auf Mockick um, mit so einer Kreidler. Hatte mir ein Bergmann, der damit seit 1958 zur Arbeit gefahren war, für 50 Mark abgetreten. Sie war fünf Jahre älter als ich.
Wie die meisten Kreidler verstand auch meine die Geschwindigkeitsvorgabe von 40 km/h entweder nur als unverbindlichen Vorschlag oder als Meilenangabe: Die alte Karre zog locker 75 km/h, was mir allerdings keinerlei Respekt einbrachte. Denn erstens waren die Kreidler RMC, die viele meiner Freunde fuhren, erheblich schneller und zweitens auch erheblich schicker. Ich reagierte darauf mit Trotz und fuhr in der kälteren Jahreszeit mit einem langen, grauen Regenmantel – meine Kreidler und ich sahen dann so aus, als kämen wir schnurstracks aus den 50ern.
Doch die Charakterstärke hielt nicht an. Eine Saison und vier Wochen Ferienarbeit später saß dann auch ich auf einer RMC der Marke „fliegender Rasenmäher“. Dass ich die alte Kreidler verkaufte, hat mir der Bergmann nie verziehen. In Rückschau muss ich sagen: ich auch nicht, es war eine der dümmsten Entscheidungen meiner Jugend.