Monster: keine Qualitätsfrage

Als ich aufwuchs, gab es in Walsum noch ein kleines Kino, in dem es Sonntagsmorgens um 10 Uhr eine Kindervorstellung gab. Keine falschen Schlüsse jetzt, wir reden über 1971, die gezeigten Filme waren selten fit für ein „besonders wertvoll“: Kung-Fu-Streifen waren gerade in, Bud Spencer und – natürlich – Godzilla, Gamera und Co. Prägende Erlebnisse.

Noch heute mag ich meine Filme entweder besonderns gut oder aber ganz besonders schlecht. Ein Schinken, der mich besonders beeindruckte, war „Guila, Frankensteins Teufelsei“. Noch bescheuerter als der Titel war der Film selbst, ein absoluter Tiefpunkt (oder Höhepunkt, je nachdem, wie man es sieht) des japanischen Monsterfilms. Unter Fans firmiert diese Untat als „Das Hühnchen aus dem All“. Rund 30 Jahre gab es in Deutschland keine offizielle Kopie mehr zu kaufen, ich selbst habe vor einigen Jahren eine japanische Version mit englischen Untertiteln erstanden. Kein Problem, selbst wenn man nicht mit liest: Es ist nicht so, dass man viel verpassen würde.

Außer Guila, international manchmal auch Guilala genannt: Ein Monstrum mit Fühlern, an deren Enden Tennisbälle wippen. Geschlüpft aus einem glühenden Ei, das fliegen kann und seine Karriere als Schleim-Absonderung beginnt, die eine US-japanische Raumcrew von ihrem Raumschiff kratzt. Eine coole Bestie, die so unbeholfen durch die Gegend torkelt, das man hingehen und sie am Arm führen möchte: In einer Schlüsselszene ist zu sehen, wie der Kerl in dem Gummikostüm fast hintenüber kippt. Selten so gelacht.

Diese Art Kino ist das absolute Gegenteil von perfekt. Gerade das macht es erst witzig. Die besten Monster der Filmgeschichte sind die schlechtesten.

P.S.: Inzwischen gibt es wieder eine offizielle, qualitativ gute Kopie von Guila. Sie ist allerdings sündhaft teuer. Nur was für Fans. Die deutschsprachige DVD, die bei Ebay kursiert, ist eine von einer VHS-Kassette gezogene Kopie stellenweise sehr mieser Qualität – ein Bootleg.