Als meine Kinder anfingen, Politik wahrzunehmen, versuchte ich, ihnen das mit den Parteien zu erklären. Dass es dabei zum einen um Programme gehe, die sich aber oft gar nicht so sehr unterscheiden, wohl aber die generelle Haltung dieser Parteien gegenüber dem Leben oder den Menschen. Wofür steht so eine CDU, SPD, Grüne, FDP? Seht Euch die Leute an, sagte ich, was und wie sich darstellen. Um wen sie sich kümmern, wen sie ablehnen. Und dann fragt Euch, wo Ihr da stehen wollt.
Sie begriffen schnell, dass es dabei um grundsätzliche Dinge geht. In der Politik, so wie wir sie seit Staatsgründung kannten, gab es immer diese grundsätzlichen, oft für ein Leben getroffenen Entscheidungen. Neue Wähler erbten die Parteien regelrecht.
Das war bei mir so, der ich der roten Hochburg des Duisburger Nordens aufwuchs. Das war auch im Rhein-Sieg-Kreis nicht anders, der CDU-Hochburg, wo meine Kinder aufwuchsen. Viel zu lang konnten Parteien hier wie dort jeden Mist machen, ohne vom Wähler dafür bestraft zu werden.
Offenbar ist das vorbei, was eine tolle Nachricht wäre. Keine Partei kann sich mehr ihrer Hochburgen sicher sein. Wer das für eine schlechte Nachricht hält, glaubt immer noch, Politik sei eine Verwaltungsaufgabe, und keine gestalterische. Die wachsende Vielfalt tut gut. Vielleicht endet dann irgendwann sogar dieses blöde Geschwafel von der „Wahl des kleinsten Übels“ und vom „wir können daran doch nichts machen“. Meine Kids waren gestern wählen, und sie haben ihre Wahl durchdacht und bewusst getroffen. Egal, was sie gewählt haben – sie waren Gewinner.
Bildquelle: Landeswahlleiterin NRW