
Wir wir alle rede ich seit Tagen über kaum etwas anderes als Corona. Ich bin ziemlich gut up to date, wir Journalisten bekommen noch mehr mit als die News-Leser, die ja letztlich das von uns aufbereitete „Filtrat“ serviert bekommen.
„Ich kann es nicht mehr hören“, sagt mir am Telefon meine in selbstgewählter Quarantäne sitzende Mutter – und redet auch mit mir über nichts anderes mehr. Und dass sie auch mit ihren Freunden am Telefon vor allem über Corona redet, und dass einen das echt noch weiter herunterzieht.
So ist das. Wir alle hängen an diesem nicht enden wollenden Newsstrom und haben offensichtlich das Bedürfnis, den auch miteinander zu verarbeiten. Auf Dauer wird uns auch das krank machen, wenn wir es nicht dosieren. Es gibt auch noch Themen jenseits von Corona, das müssen wir uns klarmachen.
Ich meine damit nicht, dass man irgendetwas verdrängen sollte. Aber Corona ist jetzt und für wahrscheinlich etliche Monate unser neues Normal. Es sollte unser Leben bestimmen, wir sollten das nie vergessen, uns an die Schutzempfehlungen halten etc.. Aber das heißt nicht, dass wir alle auch nonstop darüber reden müssen. Ich fürchte, sonst lähmt es uns irgendwann.
Meiner Mutter sagte ich:
– Schau Dir Morgens und Abends an, was es Neues gibt über Corona. Das reicht, dann bist Du im Bilde. Du musst die Katastrophe nicht zu jeder Tages- und Nachtzeit verfolgen, es ändert nichts. Lass Dich nicht runterziehen. Du tust ja alles mögliche, um Dich zu schützen.
– Telefoniere viel mit Freunden, und dann redet über alles außer Corona. Zwei, drei Sätze zu Beginn reichen doch: Und dann frag, was es sonst gibt, wie es Freunden geht, wie sie ihre Zeit gestalten. Tauscht Tipps aus, was man sehen, was man hören kann. Tauscht praktische Tipps aus, wie man den Alltag in Isolation gut gestaltet und übersteht. DAS sind Themen, über die man nun reden sollte: Wie machen wir das Beste aus der Situation? Und: ich bin bei dir, auch wenn wir uns nicht sehen können.