My Playlist: Ben Howard und John Martyn

Seid ein paar Jahren rollt eine Welle von Liedermachern durch die Musiklandschaft, die folkig-handgemachte Musik produzieren. Als jemand, der selbst Gitarre spielt, mag ich die natürlich. Vor zwei Tagen habe ich mir Ben Howard in Köln angetan. Ich mag seine erste Scheibe, weil sie überraschend komplex daherkommt.

Prinzipiell mag ich seine bewegten, fröhlichen Stücke lieber als die ruhigen, aber das hier brachte er wirklich schön.

Howard selbst nennt als eines seiner größten Idole John Martyn, und das merkt man. Bei etlichen seiner Stücke hat er nicht weniger Mühe auf die Singmelodien und Chorsätze verwandt als auf die für ihn so typischen Gitarrenriffs mit ihrem hohen Wiedererkennungswert.

An Martyn kommt er allerdings noch nicht heran. Hier spielt der sein berühmtes Stück für Nick Drake, aber letztlich ist die Performance typisch Martyn – eine Art Fusion von Jazz und Folk. Musik aus anderen Zeiten.

Auch Howard hat schon eine eingeschworene Fangemeinde, obwohl er letztlich in fast drei Jahren nichts Neues gebracht hat – wie auch, der Gute war nur unterwegs. Das ändert er jetzt bald, und einige der neuen Stücke spielte er auch schon in Köln.

Die meisten davon ließen die Fans eher ratlos zurück: Die Songs sind offensichtlich auf der und für die E-Gitarre produziert. Das ist typisch für das zweite Album eines Künstlers, der quasi nonstop tourt: Es sind Bühnensongs, die auf die Masse zielen. Meiner Meinung nach logisch, aber ein Fehler. Glaube nicht, dass das zweite Album damit zu einem großen Erfolg wird. Was man von Howard erwartet, sind Pickings und Melodiegitarren, keine Sound-Teppiche. Ein bisschen Martyn eben. Aber warten wir es ab.

Läuft wieder: Mein Vibrator und ich im Fernsehen

Am Dienstag habe ich den Sammlerwert meines ursprünglichen „viktorianischen Vibrator“ per Reparatur gesenkt. Wegen eines Interviews bei Center.tv habe ich der Kiste ein modernes Kabel verpasst – und siehe da, sie lief wieder, trotz einiger durchgeschmorter, jetzt ersetzter Kabel und einer fehlenden Birne, die wohl einst neben dem Stellrad die eingesetzte Stromstärke signalisierte.

Schnickschnack fürs Auge verbaute man also auch schon damals, denn für die Funktion des Gerätes hatte das Ding offensichtlich keinerlei Relevanz. Jetzt fliegen in zwei meiner vier Elektroden wieder die Funken, und die eingesteckten Röhren glühen im Dunkeln Violet. Denn dieses erste, 2005 auf einem Flohmarkt gekaufte Gerät ist kein Vibrator im strengen Sinne, sondern ein Reizstrom-Therapiegerät von 1928, das von Liebhabern etwas härterer Reize aber damals wie heute ähnlich genutzt wurde wie der namengebende Vibrator. Unter Vollspannung elektrisieren die glühenden Elektroden die Haut mit prickelnden kleinen Funkenentladungen, zwicken und wärmen, unter „Volldampf“ sogar ganz gehörig – das ist schon gewöhnungsbedürftig und nicht unbedingt jedermanns Sache (meine ist es nicht). Dabei gibt die Maschine ratternde und prasselnde Geräusche von sich, so als wollte sie jeden Moment in Flammen aufgehen (kein unwahrscheinliches Szenario, wenn man die verbleibenden originalen Isolierungen ansieht: die meisten sind entweder porös oder schon halb aufgelöst).

Am Mittwochabend habe ich den Kasten dann mit zu Center.tv genommen. Das ist ein kleiner privater Stadtsender, den man via regionaler Kabelunternehmen oder über das Telekom-Entertain-Paket empfangen kann. Eine öffentliche Plattform mit begrenzter Reichweite also, und damit perfekt für mich: In Bezug auf TV-Kameras habe ich Übung nötig.

Ich bin nicht für die Kamera gemacht. Sobald dieses rote Licht angeht sehe ich meist so aus, als wollte ich gleich jemanden anfallen. Die meisten TV-Leute sind ja ziemliche Zwerge, was man von mir mit meinen 105 Kilogramm nicht wirklich sagen kann. Bei Center.tv durfte ich sitzen und plaudern, und auch wenn das Fragetechnisch ziemlich kreuz und quer ging, war es recht relaxed. Der Mensch ist halt lernfähig, und auf der Mattscheibe sah ich dann am Ende nur halb so doof aus wie füher oder üblicherweise auf Fotos (da bin ich ein echtes Talent für den falschen Augenblick).

Center.tv war so nett, mir zu erlauben, den TV-Ausschnitt aus der Sendung bei Youtube zu veröffentlichen. So sah das alles also aus:

Die ganze Sendung gibt es zum Abruf bei Center.tv. Das kleine Buchinterview ist der zweite Beitrag in der Rheinzeit vom 28. November 2012 und beginnt bei Minute 4:15.

Kuriose Kneipenschilder (I): Von wegen Willkommen

Dass es zwischen Düsseldorfern und Kölnern gewisse Antipathien geben soll, ist eine weit verbreitete Legende. Ganz so kann man das allerdings nicht sagen: In den Kölner Kneipenvierteln gibt es eine ganze Menge Hinweise darauf, dass Düsseldorfer dort sogar in ganz besonderer Weise willkommen sind.

Tafel an der Wand einer Kölner Kneipe

Ist natürlich lieb gemeint. Tut Düsseldorfern schließlich auch nicht weh: die können sich das ja leisten. Sagt man so.