Seid ein paar Jahren rollt eine Welle von Liedermachern durch die Musiklandschaft, die folkig-handgemachte Musik produzieren. Als jemand, der selbst Gitarre spielt, mag ich die natürlich. Vor zwei Tagen habe ich mir Ben Howard in Köln angetan. Ich mag seine erste Scheibe, weil sie überraschend komplex daherkommt.
Prinzipiell mag ich seine bewegten, fröhlichen Stücke lieber als die ruhigen, aber das hier brachte er wirklich schön.
Howard selbst nennt als eines seiner größten Idole John Martyn, und das merkt man. Bei etlichen seiner Stücke hat er nicht weniger Mühe auf die Singmelodien und Chorsätze verwandt als auf die für ihn so typischen Gitarrenriffs mit ihrem hohen Wiedererkennungswert.
An Martyn kommt er allerdings noch nicht heran. Hier spielt der sein berühmtes Stück für Nick Drake, aber letztlich ist die Performance typisch Martyn – eine Art Fusion von Jazz und Folk. Musik aus anderen Zeiten.
Auch Howard hat schon eine eingeschworene Fangemeinde, obwohl er letztlich in fast drei Jahren nichts Neues gebracht hat – wie auch, der Gute war nur unterwegs. Das ändert er jetzt bald, und einige der neuen Stücke spielte er auch schon in Köln.
Die meisten davon ließen die Fans eher ratlos zurück: Die Songs sind offensichtlich auf der und für die E-Gitarre produziert. Das ist typisch für das zweite Album eines Künstlers, der quasi nonstop tourt: Es sind Bühnensongs, die auf die Masse zielen. Meiner Meinung nach logisch, aber ein Fehler. Glaube nicht, dass das zweite Album damit zu einem großen Erfolg wird. Was man von Howard erwartet, sind Pickings und Melodiegitarren, keine Sound-Teppiche. Ein bisschen Martyn eben. Aber warten wir es ab.